Hinicht.
Etwas mehr als 365 Tage* später sitzen wir wieder an derselben schönen Holzbar. Vor uns ein frisch gezapftes Einsiedler Bier. Als verdienter Lohn für die Umsetzung unserer Idee, die hier Ende 2016 gereift ist. Wie das reiche Assortiment an Getränken an der gegenüberliegenden Wand möchten wir am vorläufigen Ende unserer kreativen Marjools-Reise auch unsere zwölf Beiträge charakterisieren: Attraktiv, genussvoll, leicht verdaulich und überraschend.
Im Nachhinein war 2017 ein Jahr der Neuanfänge und gelegentlicher 180-Grad-Drehungen, gefüllt mit elektrisierendem Herzrasen, Stress und kleinen Triumphen. Das Jahr des wiedergewonnenen Heimatgefühls und auch des Ankommens. Natürlich gab es auch Rückschläge, auf die jedoch immer wieder ein neuer Morgen folgte. Und so dürfen wir heute im Hinicht auf einen aus unserer Sicht überaus gelungenen und bereichernden Zeitvertrieb anstossen und hoffen, dass wir das Ziel unserer kreativen Reise noch lange nicht erreicht haben.
*Ja, dieser Beitrag entstand erst im 2018, ja und?
Der November hat’s nicht leicht. Niemand mag ihn. Die herbstlichen Farben sind längst verblichen und die idyllische Winterzeit lässt noch sehnlichst auf sich warten. 30 Tage lang ruft er die dunkelsten Gefühle aus unserem Inneren hervor. Zuweilen fühlt sich das an wie eine Fahrt durch einen Tunnel. Nur, dass wir vergessen haben, wo wir herkamen, wo die Reise hingeht und wie lange sie verdammt nochmal dauert.
„Herzlich willkommen in der S4 nach Stansstad, Hergiswil, Horw, Luzern“, begrüsst ihn die etwas mechanisch klingende Frauenstimme aus dem Lautsprecher. Eigentlich komisch, nach all den Jahren wieder tagtäglich in die Heimat zu pendeln, denkt er sich, als der Zug an seinem neuen Arbeitsort vorbeirattert. Aber auch schön, irgendwie.
„Hast du den Text für unseren Vortrag schon fertig?“, fleht es aus dem Nebenzimmer. Schon zum wiederholten Mal. Natürlich nicht, flüstert sie abwesend zu sich selbst. Draussen wird es bereits wieder hell. Sie sieht vor lauter x und y das Blatt kaum mehr. Term rechnen. Noch gefühlte 100 Gleichungen muss sie lösen. Bis zur ersten Schulstunde um 10.45 Uhr.
Hitzeprognose, gültig im Juni 2017: Jeden Tag unerträglich sonnig und brütend heiss. Am Nachmittag aus Westen überhaupt keine hohen Wolkenfelder und über den Bergen nicht mal einen Hauch einer Quellwolke.Gegen Abend bleiben mit hoher Dringlichkeit gewünschte Hitzegewitter komplett aus.
Der Mai dreht sich um unsere Wohlfühloase, wo wir uns so verhalten können wie wir nun mal sind, wo wir jeden Fussgängerstreifen und jeden Schleichweg kennen, wo alles immer beim Alten bleibt, egal wie lange wir uns physisch und mental davon entfernt haben. Heimat: Für die einen ist sie eine geografische Zone, für die anderen soziale Zugehörigkeit und für wieder andere einfach ein Gefühl.
Im April denken wir gross, ja sogar ein wenig grössenwahnsinnig. Daher vorab ein Warnhinweis an den Leser: Dieser Text ist ein Plädoyer dafür, sich auf den grossen Bühnen des Lebens zu bewegen, selbst wenn die eingeschätzten eigenen Fähigkeiten nur für Nebenschauplätze auszureichen scheinen.