Radiohead – High And Dry.

Radiohead – High And Dry.

Endlich erweitere ich meine Sammlung um die Band, die mich musikalisch wohl am nachhaltigsten geprägt hat. Eine Band, mit deren Werken ich meine „30 Songs“-Serie problemlos im Alleingang füllen könnte. Die Rede ist natürlich von Radiohead, der britischen Alternative-Rockband, die sich im Laufe der Jahre unzählige Male neu definiert hat, ohne dabei ihre Essenz an epischer Verletzlichkeit zu verlieren.

Gerne hätte ich an dieser Stelle über „Street Spirit (Fade Out)“, „There There“ oder „No Surprises“ geschrieben, was ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nächstens nachholen werde. Aber nein, in diesem Beitrag fühle ich mich verpflichtet, über „High And Dry“ zu berichten. Ein für Radiohead-Standards nicht schlechter, irritierend eingängier Song, zu einer Zeit aufgenommen, wo sich die Jungs optisch wie eine Kopie von Oasis präsentierten. Mit Nachdruck rede ich mir ein, dass ich ja trotz der leicht verkorksten Songwahl noch immer über Radiohead schreibe. Es hätte schlimmer kommen können. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, immerhin nicht über Adele schreiben zu müssen.

Die Szene, in der ich und „High And Dry“ zueinander finden werden, spielt sich im Herbst 2014 auf Mallorca ab. Mit einem Kollegenpärchen verbringe ich wunderschön relaxte Tage in einer Finca im Nordosten der Insel, einem noch weitestgehend idyllischen Flecken fernab des Halligalli-Brimboriums um Palma. Mit einem Mietwagen erkunden wir die Gegend und machen einen Abstecher nach Cala Torta, einer kleinen Bucht, wo Deutsch (noch) nicht als offizielle Amtssprache fungiert. Bei ein paar Bierchen sitzen wir am Strand, geniessen den Spätsommer, life is great. In einem Moment puren Glücks erreicht mich während der Rückfahrt zur Finca aus den Boxen unseres Ford irgendwas die Stimme von Thom Yorke. Der Mitgröhl-Refrain reisst mich mit und lässt mich nicht mehr los. Alle johlen in der kleinen Kiste.

Als ein der Wahrheit verpflichteter Schreiber muss ich nun blöderweise auch festhalten, was direkt anschliessend passierte. Der Radiosender fand es treffend, nach Radiohead „Someone Like You“ von Adele zu spielen. Und wer sich einmal in den Mitgröhl-Modus gesungen hat weiss, dass es verdammt schwierig ist, diesen mit erhobenem Haupt wieder abzustellen. Und so röhrten und krächzten wir mit Adele aus dem Autofenster in den mallorquinischen Abendhimmel, als gäbe es kein Morgen mehr.

Zwei Gedanken, die ich von dieser Autofahrt mit nach Hause nahm:

  1. Leider kann man sich nicht aussuchen, zu welchem Zeitpunkt welche Songs Situationen und Ereignisse in unserem Leben unsterblich und unvergesslich machen. Aber ich bin zutiefst fasziniert von der magischen Kraft der Musik, die mich nach wenigen Takten „High And Dry“ in Lichtgeschwindigkeit nach Mallorca zurück in den Herbst 2014 transportiert.
  2. Ich bin ewig dankbar dafür, dass wir während der Rückfahrt im Auto einen spanischen Radiosender hörten und somit verhinderten, dass sich Mickie Krauses "10 nackte Frisösen" in meine Gehörgänge gebohrt hätte. Das wäre dann doch sehr schwer zu verdauen gewesen.

 

Ja.

Ja.

Elbow – One Day Like This.

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