Tabula Rasa. Unsere Karten werden neu gemischt. Der Januar rollt sich aus wie ein leeres Blatt, auf dem wir unser idealtypisches 2017 bis ins kleinste Detail zu skizzieren versuchen. Er gaukelt uns mit der Euphorie des ersten Neujahrstages vor, dass in diesem Jahr alles möglich wird. Aber wirklich alles, ein bisschen positives Denken bitte sehr.
Zweifellos ein Irrglaube, wenn auch ein überaus romantischer. Unsere Probleme und Herausforderungen vom letzten Dezember begleiten uns Hand in Hand mit dem ersten Höhenrausch ins neue Jahr. Dasselbe gilt natürlich aber auch für die kleinen und grossen Freuden unseres Lebens.
Damit wir uns richtig verstehen: Es sei hiermit keinesfalls davon abgeraten, Vorsätze zum neuen Jahr zu machen. Denn der positive Nebeneffekt dieser schön verpackten Lügen liegt schlussendlich darin, dass wir uns Gedanken darüber machen, wer wir sind, was uns als Person auszeichnet, wer uns wichtig ist und auf was wir weiterhin keinesfalls verzichten möchten. Dabei merken wir, dass es sich um einiges einfacher lebt, wenn wir dem 2017 optimistisch in die Augen schauen.
Daher sagen wir JA zu einem Jahr, das uns gerne verblüffen und umhauen darf. Cheers to that!
Der November hat’s nicht leicht. Niemand mag ihn. Die herbstlichen Farben sind längst verblichen und die idyllische Winterzeit lässt noch sehnlichst auf sich warten. 30 Tage lang ruft er die dunkelsten Gefühle aus unserem Inneren hervor. Zuweilen fühlt sich das an wie eine Fahrt durch einen Tunnel. Nur, dass wir vergessen haben, wo wir herkamen, wo die Reise hingeht und wie lange sie verdammt nochmal dauert.
„Herzlich willkommen in der S4 nach Stansstad, Hergiswil, Horw, Luzern“, begrüsst ihn die etwas mechanisch klingende Frauenstimme aus dem Lautsprecher. Eigentlich komisch, nach all den Jahren wieder tagtäglich in die Heimat zu pendeln, denkt er sich, als der Zug an seinem neuen Arbeitsort vorbeirattert. Aber auch schön, irgendwie.
„Hast du den Text für unseren Vortrag schon fertig?“, fleht es aus dem Nebenzimmer. Schon zum wiederholten Mal. Natürlich nicht, flüstert sie abwesend zu sich selbst. Draussen wird es bereits wieder hell. Sie sieht vor lauter x und y das Blatt kaum mehr. Term rechnen. Noch gefühlte 100 Gleichungen muss sie lösen. Bis zur ersten Schulstunde um 10.45 Uhr.
Hitzeprognose, gültig im Juni 2017: Jeden Tag unerträglich sonnig und brütend heiss. Am Nachmittag aus Westen überhaupt keine hohen Wolkenfelder und über den Bergen nicht mal einen Hauch einer Quellwolke.Gegen Abend bleiben mit hoher Dringlichkeit gewünschte Hitzegewitter komplett aus.
Der Mai dreht sich um unsere Wohlfühloase, wo wir uns so verhalten können wie wir nun mal sind, wo wir jeden Fussgängerstreifen und jeden Schleichweg kennen, wo alles immer beim Alten bleibt, egal wie lange wir uns physisch und mental davon entfernt haben. Heimat: Für die einen ist sie eine geografische Zone, für die anderen soziale Zugehörigkeit und für wieder andere einfach ein Gefühl.
Im April denken wir gross, ja sogar ein wenig grössenwahnsinnig. Daher vorab ein Warnhinweis an den Leser: Dieser Text ist ein Plädoyer dafür, sich auf den grossen Bühnen des Lebens zu bewegen, selbst wenn die eingeschätzten eigenen Fähigkeiten nur für Nebenschauplätze auszureichen scheinen.